Die abstrakte Kunst von ANTONIO MARRA wird von einer multiperspektivischen Idee bestimmt, welche seine Gemälde zu lebendigen, bewegten Kaleidoskopen macht, die sich mit jedem Schritt verändern und je nach Winkel verschiedene Bilder erzeugen. Diesem verblüffenden Wandel von Form und Farbe fügt der in Neapel aufgewachsene Künstler mit seiner neuen Ausstellung „Tik Tok is therapy“ einen hochaktuellen Kontext hinzu, indem er fasziniert von der Erweiterung der technischen Möglichkeiten – die Social Media App TikTok als Ikone der extremen Gegenwart darstellt und uns anregt, über dessen Auswirkungen nachzudenken. Dabei übt Marra keine Kritik, sondern stellt nur das Offensichtliche fest und überlässt es dem Betrachter, den aktuellen Zeitgeist als positiv oder negativ zu betrachten. Seine neuen Werke zeichnen ein Spannungsfeld zwischen einer unermesslichen Leistungsgesellschaft, der beinah gänzlichen Abschaffung der Privatsphäre und einer flüchtigen Hyperschnelllebigkeit einerseits und einer Welt voller grenzenloser neuer Möglichkeit andererseits. Eine Novelle seiner abstrakten TikTok-Serie stellen Worte in Geometrie dar, an welchen sich der Wahl-Offenbacher erstmals seit den 1990er Jahren wieder bedient und mit Worten wie „macht“ geschickte tiefgründige Ambivalenzen erzeugt. Tik Tok steht dabei nicht nur für das absolute Jetzt, sondern auch für eine unterstellte Notwendigkeit von Selbstdarstellung, die sich alströstende Stütze wie ein roter Faden durch die Gesellschaft zieht: eine Art neue Form von Therapie.Mit seinem eigens gefundenen Stil reflektiert der Maler die Techniken von Op-Art und Orphismus und kreiert so ein überraschendes Erlebnis, das uns einzigartige visuelle und räumliche Effekte erfahren lässt und uns simultan dazu anregt, über unsere gegenwärtige Verhaltenskultur zu sinnieren.